Des Teufels Kardinal by Folsom
Autor:Folsom
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2015-09-14T16:00:00+00:00
»Haben Sie genug gesehen, Ispettore capo?« Edward Mooi trug noch immer seinen Bademantel.
Erst als Roscani aufsah, wurde ihm klar, wo sie waren: an der Treppe im Bootshaus der Villa Lorenzi. Draußen malte die Morgensonne einen glänzenden, rotgoldenen Streifen über den stillen See, während im Halbdunkel unter ihnen zwei Spürhunde leise winselnd und blaffend das am Steg vertäute große Motorboot beschnüffelten. Ihre Führer ließen die Hunde gewähren, und vier bewaffnete Carabinieri sahen interessiert zu. Roscani drehte sich wie Edward Mooi nach den Hunden um, behielt den Südafrikaner dabei aber im Auge.
Schließlich gaben die Hunde nacheinander auf, liefen nur noch über den Steg und schnüffelten ziellos herum. Einer der Hundeführer sah zu Roscani auf und schüttelte den Kopf.
»Grazie, signore«, sagte Roscani zu Mooi.
»Prego.« Edward Mooi nickte knapp, verließ das Bootshaus und ging in Richtung Haupthaus davon.
»Schluß für heute!« rief Roscani den Hundeführern zu und beobachtete, wie sie mit ihren Hunden und den vier Carabinieri die Treppe heraufkamen und in Richtung Haupthaus davongingen, vor dem die Polizeifahrzeuge geparkt standen.
Roscani folgte ihnen langsam. Sie waren seit über zwei Stunden hier und hatten nichts entdeckt. Er hatte zwei Stunden vergeudet und mußte sich eingestehen, daß er sich getäuscht hatte, und anderswo weitermachen. Trotzdem…
Er blieb stehen und sah sich um. Vor ihm lag das Bootshaus, dahinter der See. Rechts von ihm hatten die Hundeführer und die Carabinieri die Villa schon fast erreicht. Edward Mooi war längst verschwunden.
Was hatte er übersehen?
Links von der Villa, zwischen ihr und dem Bootshaus, lag die Anlegestelle mit der reichverzierten Steinbalustrade, wo der Bootsführer des Tragflügelboots den flüchtigen Priester und seine Begleiter abgesetzt haben wollte.
Roscani starrte wieder das Bootshaus an. Seine Finger berührten wie von selbst seine Lippen, und er nahm einen Zug von seiner Phantomzigarette. Dann ließ er die imaginäre Zigarette fallen, trat sie aus, ohne das Bootshaus aus den Augen zu lassen, ging zurück und trat ein.
Von der Treppe aus war nichts als das unten am Steg vertäute Motorboot mit dem für seinen Betrieb nötigen Zubehör zu sehen. Vorn war das Bootshaus zum See hin offen.
Schließlich ging er die Treppe hinunter und schritt das Boot in ganzer Länge auf dem Steg ab. Vom Bug zum Heck. Vom Heck zum Bug. Immer auf der Suche nach etwas, das er vielleicht übersehen hatte. Dann ging er an Bord. Begutachtete das Bootsinnere, die Sitze, den Steuerstand. Die Hunde hatten angeschlagen, aber nichts gefunden. Zu sehen war auch nichts. Ein Boot war ein Boot, und er vergeudete hier seine Zeit. Als er schon wieder auf den Steg zurückklettern wollte, fiel ihm noch etwas auf. Er trat ans Heck und betrachtete die beiden Yamaha-Außenbordmotoren. Dann kniete er nieder, griff mit einer Hand über Bord, tastete die Motorgehäuse ab und berührte dabei vorsichtig ihre Unterseiten oberhalb der Antriebswelle. Beide waren warm.
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